Nur ein Traum?

Ich hatte einen Traum: In diesem Traum trug ich meine hüftlangen, blonden Haare offen und zu meiner Bootcut Jeans eine bauchfreie, weiße Bluse. Ich lachte viel und fühlte mich frei und unbeschwert. Ich war Mitte 20 und meine Seele war frei.

Noch jetzt klingt die Musik des Traumes in mir nach. Noch jetzt spüre ich die offenen Haare auf der nackten Haut. Noch jetzt höre ich mein eigenes Lachen, höre die Stimmen, die sich mit meiner vermischten.

Manche Träume sind so wertvoll, gelebt zu werden. Wiederholen kann man sie nicht, aber im Herzen festhalten und nie vergessen.

An meine Nachbarn

Wenn du mich früh am Morgen auf dem Weg zur Mülltonne triffst, die Augen verschlafen, das Gesicht zerknautscht, dich nur halb wahrnehmend, weil ich noch ohne Brille und noch nicht ganz wach durch die Welt taumele, dann nimm es nicht persönlich;

wenn du mich tagsüber mit meinen Kindern schimpfen hörst, dann denke nicht schlecht von mir;

wenn du mich Mittags im Garten sitzen siehst, statt das Haus zu putzen oder den Garten zu pflegen, dann schüttle nicht insgeheim den Kopf,

denn du weißt nicht, wie meine Nacht war oder mein Morgen oder mein Tag, hast nicht meine Sorgen oder Ängste, erlebst nicht meine Müdigkeit, lebst nicht mein Leben.

Wenn du plötzlich aus deinem Alltag mit lauter Musik gerissen wirst, begleitet von lauten Gesangsübungen, dann freue dich darüber, dass ich mich spüren kann, so wie ich meine Welt um mich herum auch spüren kann und erinnere dich genau daran, wenn du mich siehst. Scheue dich nicht daran, mich mit einem Lächeln aus meinen Gedanken zu reißen. Ich werde dir das gleiche Lächeln zurückgeben und mich doppelt freuen, in Harmonie zu leben – und ich werde mich immer daran erinnern, wenn wir uns wiedersehen, glücklich, wahrgenommen worden zu sein wie ich eben bin.

Rote Erde

Rote Erde steht im Regal. Rote Erde, gesammelt auf Safari, auf meiner Safari. Der Reise meines Lebens.

Rote Erde, deren Geruch so einzigartig ist, wie meine Erinnerungen; mal staubig und trocken, mal mit Wasser benetzt, einen warmen und würzigen Duft verströmend. Aus roter Erde waren die Wege in mein Paradies, die Wege meiner Kindheit. Musik säumte diese Wege. Musik der Stimmen des geheimnisvollen Kontinents, der Menschen und der Tiere.

Ich schüttle das Glas mit der roten Erde im Regal. Leise vernehme ich die Musik, fast unbemerkt dringt der unverkennbare Duft in meine Nase. Ich schließe unwillkürlich die Augen und schüttle das Glas noch einmal. Meine Erinnerungen tragen mich weit weg; sie tragen mich in die alte Heimat. Ich lächle und lausche verzückt den Stimmen Afrikas, höre ihre Musik. Als ich die Augen wieder öffne, bemerke ich eine Träne, die mir über die Wange kullert. Eine Träne der Sehnsucht, aber auch eine Träne der Vorfreude. Denn ich weiß, ich werde zurück kehren, eines Tages. Und dann werde ich meine Hände in die rote Erde tauchen und ihren Duft einatmen. Ich werde die Musik Afrikas hören und ich werde ein Teil von ihr sein. Bis es so weit ist, werde ich den Duft und die Musik im meinem Herzen tragen und sie hervorholen, wenn ich das Glas schüttle. Das Glas mit der roten Erde, das in meinem Regal steht.

An meine Tochter

Werde so wie ich, wahrheitsliebend, offen, direkt, ehrlich; höre deinen Mitmenschen gern zu und sei hilfsbereit.

Nutze ein Nein, wann immer du es für dich oder deine Familie brauchst, denn die, die du liebst, stehen immer an erster Stelle.

Werde nicht so wie ich, zweifelnd, mutlos, unsortiert, bisweilen der Vergangeneit nachtrauernd oder ängstlich in die Zukunft blickend.

Sieh dich im Spiegel an, schau dir tief in die Augen und betrachte gut, was du siehst, was du in dir siehst; und dann schau die Person an, die immer hinter dir steht. Schau mir in die Augen, in mein Herz und erkenne, dass du einzig und allein du bist. So wie du bist, einfach perfekt.

Ich lege alle meine Liebe in dich, alle meine Hoffnungen. So wie du bist, bist nur du – und du bist nicht ich und wirst es nie sein. Du wirst deinen Weg gehen und ich bin mit allem, was ich habe, immer für dich da.

Wie alles begann

*Das erste Mal möchte ich einen Beitrag jemandem widmen. Diesen hier meiner Freundin Alex und meiner Tochter.

Danke, dass ihr ein Teil meines Lebens seid.*

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Zora klopfte zuerst an meine Tür, da war ich nicht mal fünf. Zu gern habe ich sie herein gelassen und dank ihr wurde ich zu der Rampensau, die ich immer sein wollte. Ich bewunderte sie sehr.

Zora kam immer wieder zu Besuch, ein starkes, rothaariges Mädchen mit reichlich Sommersprossen. Bei uns eingezogen ist sie nie. Ist wohl zu sehr Freigeist, die Zora.

Mit Zora erlebte ich die wildesten Abenteuer. Sie war es, die mich mit voller Wucht in den selbst gebauten Bach-Staudamm schubste. Lachend saß ich in etwa 50 cm tiefem und eiskaltem Wasser und freute mich. Worüber? Ich weiß es nicht, aber die Erinnerung daran verursacht ein herrliches Bauchkribbeln. 

Ein andermal hielt mir Zora das Fahrrad, auf dem ich plötzlich eine Standwaage machte. Mein Fahrrad war rosa Metallic mit weißem Lenker und rotem Lenkerband. So richtig Mädchen. Auf diesem Rad stand ich nun, besser gesagt auf dem Gepäckträger, und hob das rechte Bein hinten hoch, oder war es das linke? Zora fuhr neben mir und wir sausten nur so die Straße hinunter, dass unseren Nachbarn beinahe das Herz stehen blieb. Wir beide lachten aus vollem Hals und genossen den Wind in unseren Haaren. Zora in ihren roten, ich in meinen blonden.

Wenn Zora mal wieder ihren eigenen Weg ging, baute ich keine Staudämme, stieg nicht auf Bäume oder spielte Voltigieren auf meinem Fahrrad-Pferd. Wenn Zora nicht bei mir war, verkroch ich mich in mein kleines Schneckenhaus und wartete ab bis sie wiederkam. 
Mein Schneckenhaus war innen übrigens viel größer als draußen: Innen gab es mehrere Räume, es gab reichlich Spielsachen, viele Puppen und unendlich viele Bücher. Mir war auch nie langweilig in meinem Schneckenhaus, obwohl ich dort immer alleine war. Ich war mir selbst genug in dem Häuschen und bin es heute noch, auch wenn sich innen inzwischen einiges geändert hat.

Manchmal trug ich mein Schneckenhaus auch hinaus in die Welt, wenn auch nicht immer freiwillig. Aber ich war ein Schulkind geworden und konnte mich nicht einfach so lange verstecken, bis Zora wiederkam. In die Schule kam Zora am Anfang nie. Wahrscheinlich stand deswegen in meinem ersten Zeugnis „sie spricht noch zu leise“. Mich störte das erst einmal nicht. Ich machte das, was ich sollte und hielt mich im Hintergrund.

Eines Tages stand sie aber dann doch da, mitten auf dem Schulhof. Und sie war wütend, richtig wütend. Die ganze Zora zitterte und die kleinen Fäuste waren so fest geballt, dass man die weißen Knöchel sehen konnte. Was war geschehen?

Als ich Zora fragen wollte, bekam ich einen Stoß und knallte mit dem Kopf gegen einen der Blumenkübel im Flur. Bei mir gingen erst einmal die Lichter aus und alle Geräusche um mich herum verschwammen zu einem Gemurmel.

Als ich wieder zu mir kam, war Zora verschwunden. Ich verstand die Welt nicht mehr und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Ich schluckte die Tränen…. etwas in mir schloss mit einem Lächeln die Tür zu meinem Schneckenhaus ab. Etwas in mir. War das Zora? In mir drehte sich alles und mein Kopf brummte. Zu einem klaren Gedanken war ich nicht fähig. 

Jemand reichte mir einen Eisbeutel und rief meine Mutter an. Mit Brummschädel verbrachte ich den Nachmittag auf unserem Sofa. Am nächsten Tag zeigte mein blaues und geschwollenes Auge, dass etwas anders war als sonst. Was genau, habe ich bis heute niemandem erzählt.

Shoppen mit Clothilde Krähenschnabel

 An dem Tag, an dem Clothilde mir sagte, es wäre Zeit, meinen Kleiderschrank an mich anzupassen, wurde mir ein bisschen mulmig. Trotzdem ließ ich mich darauf ein, völlig unwissend, was da auf mich zukam.
Alles fing damit an, dass ich ein Outfit für einen Mädels-Abend suchte. In den überschaubaren Tiefen meines Kleiderschrankes wühlend, fanden sich laut Clothilde nur „schreckliche Dinge“. Ich selbst würde meinen bisherigen Kleidungsstil als Mischung aus total cool bis total langweilig beschreiben. Clothilde war da anscheinend anderer Ansicht: nach und nach flogen Blusen, Röcke, Hosen und Shirts aus dem Schrank. Jedes Teil wurde ausgiebig kommentiert, das meiste mit vorwurfsvollem Kopfschütteln bedacht.

Da ich aber nicht unbekleidet gehen konnte, stellte sie mir ein, wie sie sagte „OK-Outfit“ zusammen und schickte mich zu einem sehr lustigen Abend.
Bei meinen Freundinnen blieb meine neue Kombination nicht unbemerkt und mein Selbstbewusstsein stieg. Ob Clothilde doch recht hatte? War es Zeit für neue Outfits, gar einen neuen Stil?
Am nächsten Tag überredete mich Clothilde schon zum Stadtbummel. 
Ich weiß nicht, wie oft ich mich an diesem Tag umgezogen habe, aber es hatte Spaß gemacht und ich bin auf dem besten Weg, meinen persönlichen Stil auszuleben. In Zukunft gibt es jedenfalls keine langweiligen Stücke mehr in meinem Kleiderschrank.

Zugfahren mit Clothilde

Clothildes Bahnhöfe sind überall. Jeder kann zusteigen oder zwischendurch aussteigen, das Tempo bestimmen die Passagiere. Diese Erfahrung haben wir jetzt machen dürfen: per Schleswig-Holstein-Express zu Fuß durch die Stadt. Klingt, zugegebenermaßen sehr nach Tanzen auf Pflasterbildern mit Mary Poppins, aber da ich nicht weiß, ob Clothilde Mary Poppins kennt, möchte ich diesen Vergleich gar nicht ziehen. 
Für den Schleswig-Holstein-Express brauchen wir nur zwei lange Stangen. Besenstiele würden es auch tun, aber es macht viel mehr Spaß, sich selbst lange Stöcke zu suchen. Wir haben jetzt einen Birkenast und einen anderen, von welchem Baum ist unerheblich. Wichtig ist, dass die Stöcke lang genug sind und gut von allen festgehalten werden können. Also nicht zu dick und nicht zu dünn. 

Dann stellen wir uns hintereinander auf, mit etwa einer Armlänge Abstand. Jeder hält sich rechts und links an einem Stock fest. Und dann, „Vorsicht an der Bahnsteigkante“ und der Zug setzt sich in Bewegung. 

„Nächster Halt, Löwenbrunnen!“, ruft Martin, der Lokführer. Lachend und mit Zuggeräuschen „fahren“ wir durch die Fußgängerzone. Heute ist Markt, die Stände huschen nur so an uns vorbei. „Ob wir für einen genaueren Blick kurz halten können?“, schießt mir durch den Kopf. Nein, der Lokführer hat es eilig – wie immer. Mein quirliger Sohn beschleunigt noch einmal und steuert uns sicher durch die kleine Gasse zwischen den Ständen. 

„Ach, sie packen schon ein“, mit Bedauern stelle ich das fest. Nichts mit Marktbummel auf dem Rückweg. „Nicht traurig sein, Mami“, meint Magdalena, während sie sich kurz zu mir herum dreht. Dann ertönt ein schriller Pfiff. Wir haben unser Ziel erreicht und landen lachend auf der Bank am Brunnen. 
„Nochmal!“ Hab ich das gesagt? Meine Kinder klatschen begeistert Beifall. Und schon stellen wir uns wieder auf, diesmal mit Lokführerin Magdalena. 
„Nächster Halt, Stadtbücherei!“, ruft sie und führt uns sicher über die Straße. Der Weg ist kurz, trotz Ehrenrunde um den Parkplatz. Vor der Bücherei müssen unsere Schienen, oder ist es die Lok, geparkt werden. Mit mulmigem Gefühl im Bauch stellen wir unsere Stöcke an die Hauswand, ein bisschen verdeckt von einer Hecke. Werden sie noch dort stehen, wenn wir wieder draußen sind? „Beeilen wir uns lieber“, spricht Martin unser aller Gefühl aus. 
Es ist nicht viel los in der Bücherei und unsere Bücher sind schnell zurück gegeben. „Heute nehmen wir nichts Neues mit, der Zug wartet.“ War das die Stimme meiner sonst so schüchternen Tochter? Die Dame am Ausgabetresen blickt uns irritiert an. „Ja, wir sind auf großer Fahrt“, unterstreiche ich lächelnd Magdalenas Worte. Wir verabschieden uns schnell und laufen aufgeregt zu unseren Schienen. Alles noch da. 
„Einsteigen!“ Diesmal übernehme ich die Führung und der Schleswig-Holstein-Express zuckelt in Richtung Heimatbahnhof. 

Besonders lustig ist die Zugfahrt, wenn wir statt normalem Gehen eher Wanken. Nicht nur die Kinder biegen sich dabei vor Lachen. 

„Nicht so doll, Clothilde!“ Wer hat das eben gesagt? War es Martin, Magdalena oder war ich es sogar selbst? Clothilde ist immer noch bei uns und hat die Notbremse gezogen. Wir halten aprupt an. Verwirrt blicken wir einander an. Dann lachen wir aus voller Kehle und meine Kinder fallen mir um den Hals. Ein herrliches Gefühl. Und Clothilde? Clothilde klatscht lachend in die Hände und tanzt und singt und dreht sich. Sie liebt Kinderlachen und mein Lachen auch, das sehe ich in ihren Augen. 

Zauberhafter Rückweg, aus „Unser Leben mit Clothilde Krähenschnabel“

Bis heute kannte ich Clothilde Krähenschnabel nicht. Bis heute morgen als sie zwischen Haarknoten und aufssteigendem Trotz meiner sechsjährigen Tochter einfach in unser Badezimmer plumpste. Da war sie plötzlich da mit ihrem knallbunten und schillerndem Kleid. Sie brachte uns sofort zum Lachen und alles wurde leichter. Wir hoffen, sie bleibt noch lange bei uns.

Clothilde Krähenschnabel kommt von weit her. Woher genau hat sie uns nicht verraten. Ob sie es jemals tun wird, wissen wir nicht. Aber ein kleines Geheimnis sei auch ihr gegönnt.
Als Clothilde mitten zwischen die Haarknoten und den aufsteigenden Trotzanfall plumpste, hat sie uns ganz schön überrascht. Und sie hat unseren Tag gleich viel lustiger und bunter gemacht: statt zum Auto zu gehen, mit dem Gedanken noch beim warmen Bett, sind wir gehüpft, alle drei. Zur nicht mehr trotzenden Sechsjährigen gehört noch ein sehr quirliger Zwillingsbruder. 
Meine Kinder, Magdalena und Martin sind sehr unterschiedlich und ich bin noch nicht sicher, wie mein Sohn auf Clothilde reagieren wird. Noch weiß er nicht, dass sie plötzlich bei uns eingezogen ist. Martin ist Realist und naturwissenschaftlich interessiert. Wir nennen ihn liebevoll „Herr Professor“. Magdalena ist ein „Fantasiemensch“, wie sie selbst sagt, ein Mädchen, das Geschichten und Rollenspiele liebt. Für sie könnte Clothilde zu einer Freundin werden, für meinen Sohn zur Herausforderung und für mich? Das bleibt abzuwarten.
Am Nachmittag holen Clothilde Krähenschnabel und ich die Kinder vom Kindergarten ab. Clothilde ist gleich in ihrem Element, sie taucht sofort ein in die bunte Kinderwelt, in der Erwachsene nur Randfiguren sind.

Auf dem Nachhauseweg strecken wir unsere Gesichter der Wintersonne entgegen und freuen uns über die Glitzerwelt, die der Frost uns bereitet hat. Dank Clothilde Krähenschnabel wird der Weg kürzer und ebener. Normalerweise müssen wir zuerst einen Berg hinunter und dann wieder eine steilen Weg bergauf gehen. Diesmal nicht. Was sonst bergab geht, schlängelt sich heute durch eine Glitzer-Winterwelt, die wir vorher noch nie gesehen haben. 

Woher kommen überhaupt diese ganzen Kurven? 

„Danke Clothilde Krähenschnabel!“ ruft mein Sohn und ich blicke verwundert auf. Clothilde lächelt nur und senkt leicht den Kopf wie zu einer Verbeugung. „Bitte, Martin. Und warte ab, was hinter der nächsten Biegung auf dich wartet.“ Martins Augen leuchten mit den Eiskristallen auf der Wiese um die Wette. 

Woher kommt diese Wiese?

„Dürfen wir vorlaufen, Mami?“ fragt Martin und fasst seine Schwester an die Hand. Ich erlaube mir einen Seitenblick zu Clothilde und versuche dann ein ebenso gütiges und liebevolles Lächeln samt Verbeugung. Ob es mir gelungen ist? Das Strahlen der Kinder spricht jedenfalls Bände und mit einem „Danke“ laufen sie los. 

Clothilde und ich gehen schweigend nebeneinander her und ich hänge ein wenig meinen Gedanken nach. Ob Clothilde wirklich zaubern kann? Die Kinder hat sie jedenfalls verzaubert und mich auch ein bisschen. Ich bemerke, dass ich immer noch lächle und freue mich darüber. Schönes Gefühl.

Ich schaue meinen Kindern nach, die wie zwei junge Rehe im Frühling den Weg entlang hüpfen. Die nächste Biegung haben sie längst erreicht. Ob da wirklich etwas besonderes wartet? Ich blicke zur Seite und sehe auch Clothilde lächeln. Sie lächelt mich direkt an und nickt leicht. Fast ein wenig anerkennend. Ich hoffe, Clothilde Krähenschnabel bleibt noch ganz lange bei uns.

Der Weg

Den eigenen Weg gehen,Das eigene Päckchen tragen,

Mit den eigenen Augen sehen,

Mit den eigenen Ohren hören,

Mit der eigenen Stimme sprechen,

Die eigenen Gefühle erleben,

Das eigene Herz höher schlagen lassen,

Die eigenen Tränen weinen,

Das eigene Lachen hören,

Die eigenen Gedanken denken,

Die eigenen Träume träumen,

Das eigens erlebte fühlen, hören, riechen, schmecken;

Und dann dem Menschen davon erzählen, der dir am nächsten ist.

Nimm ihn oder sie an die Hand und geht zusammen deinen Weg…

Schwarz-weiß Pepita

… Bin ich das oder kann das weg?

Ich sehe an mir hinunter und sehe nur schwarz und weiß. Klein gemustert, wenn auch nicht klein kariert. Schwarz-weiß und glockig ist der Rock, den ich heute zum Feiertag trage. Habe ihn mir heute morgen einfach gegriffen, weil er zu meinen schwarzen Schuhen passt. Dazu – völlig bieder – ein Rollkragenpullover. Den aktuellen Temperaturen angepasst, leider ohne jegliche Passform, auch wenn die Farbe stimmt: beere. Wie meine Walkhausschuhe, die den größten Stilbruch darstellen. Aber sie sind der Garant für warme Füße.

Zurück zum Rock, der sich dank seiner glockigen Bahnen auf der Couch breit macht. Nicht nur da übrigens, bemerke ich gerade.

Im Sitzen reicht der Rock nurmehr bis zum Knie. Ganz schön gewagt in meiner Größe. 

Schwarz-weiß Pepita. Ein Überbleibsel von der einstigen Karriere-Businessfrau, die ich mal war. Pepita…. darf das bleiben? 

Seit einiger Zeit gehört klassischer Büroalltag nicht mehr zu meinem Alltag. Die meisten Büro-Outfits wurden nach und nach aus meinem Kleiderschrank verdrängt.
Schwarz-weiß-Pepita. Soll es bleiben? Ist schon ein bisschen kleinkariert und irgendwie ganz schön eng, das Muster. Eng und klein.
Im Laufe unseres Lebens verändern wir uns immer wieder, streben mal in die eine, mal in die andere Richtung.

So war ich bisher immer wieder unschlüssig, wenn es um den Verbleib dieses Rockes ging. Auch ganz schön kleinkariert diese Gedanken. 

Damit ist es besiegelt: schwarz-weiß Pepita darf gehen. Darf eine neue Richtung einschlagen, eine andere als ich.